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  • Chonik des MGV Sängergreis-Saarfels / Am 31. Dezember 2016 wurde der MGV aufgelöst
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Letzter Auftritt vor dem Weihnachtsfest
(SZ-Mitarbeiter: Norbert Becker)


Saarfels. Was 1919, in politisch und wirtschaftlich schweren Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg mit 22 Sängern begann, ist jetzt zu Ende gegangen. Der Männergesangverein Sängerkreis Saarfels ist für immer verstummt.
Normalerweise hätte sich der Männergesangverein Sängerkreis Saarfels schon allmählich auf sein 100-jähriges Bestehen im Jahre 2019 vorbereiten können. Doch daraus wird nichts mehr, denn zum Jahresende 2016 löste sich der Verein nun endgültig auf, nachdem immer wieder versucht worden war, ihn doch noch am Leben zu erhalten. Damit hat nicht nur das über 800 Seelen zählende Dorf seinen ältesten, Kultur treibenden Verein verloren, sondern auch der Kreis-Chorverband Merzig-Wadern einen Chor weniger in seinen Reihen.
Hoffen auf ein Wunder
Letztmalig trat der Sängerkreis Saarfels unter Leitung von Franz-Josef Johann kürzlich beim vorweihnachtlichen Konzert der Saarfelser Chöre (Kinderchor Bergspatzen, Katholischer Kirchenchor, Frauengesangsgruppe "No Men" und als Gast der MGV "Concordia" Beckingen) in der St. Barbara-Kirche auf und wurde mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet. "Das war, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wirklich der letzte Auftritt des MGV Sängerkreis Saarfels . Eigentlich wollten wir noch die 100 Jahre voll machen. Aber was ist ein Gesangverein, der nicht mehr singfähig im Sinne des Chorgesanges ist? Wir hatten daher schweren Herzens beschlossen, uns zum 31. Dezember 2016 aufzulösen", führte Kassierer Ewald Preuß namens des Vorstandes in seiner Abschiedsrede aus und ging auf die langjährige bewegte Geschichte des Chores ein. Diese begann im Jahre 1919, also in politisch und wirtschaftlich schweren Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, mit 22 Sängern als Männergesangverein Sängerkreis Fickingen im damals nur 350 Einwohner zählenden kleinen Dorf, das diesen Namen trug. Die Gefühle der Sangesfreudigen waren zunächst patriotisch und naturverbunden. Man versuchte damit von der oft harten Tagesarbeit abzulenken und suchte die Seele des Männerchorgesanges. Erster Vorsitzender des neuen Vereins war Nikolaus Wolter und Dirigent der Junglehrer Ernst Kredteck. Als sich 1923 im Gemeinderat Fickingen eine Mehrheit für die Änderung des Ortsnamens entschied, kam der Vorschlag "Saarfels " aus den Reihen des Männergesangvereins, der sich dann Zeit seines Bestehens aktiv an der Dorfentwicklung beteiligte.
Bedingt durch den Krieg fiel die Feier des 25-jährigen Jubiläums im Jahre 1944 aus. Viele Sänger waren noch als Soldaten an der Front oder bereits gefallen. Zwei Jahre nach Kriegsende, also 1947, wurde das Vereinsleben wieder aktiviert. Da aber anfänglich ein Dirigent fehlte, stand zunächst das Laienspiel im Mittelpunkt der Aktivitäten. Vorsitzender war Helmut Braun, dann später der Rehlinger Volksschullehrer Schütz Dirigent. Unter dem Vorsitz von Josef Amann und dem Dirigenten Josef Schmitt beging der Chor 1969 seinen 50. Geburtstag. Im Jahre 1994 wurde das 75-jährige Vereinsbestehen mit einem großen Dorffest gefeiert.
Den Vorsitz hatte Adolf Ackermann und als Dirigent wirkte Walter Langenfeld. 2009 wurde das 9o-Jährige mit einem kulinarischen Liederabend unter dem Vorsitzenden Josef Puhl und Chorleiter Franz-Josef Johann begangen. "Wir wollten neue Wege gehen, mehr auf uns aufmerksam machen, neue Sänger finden, aber langfristig blieb allen diesbezüglichen Aktivitäten der Erfolg versagt", berichtete Preuß.
Als dann kurzfristig Leistungsträger verstarben und andere infolge Alters oder Krankheit nicht mehr singen konnten, war nach seinen Worten das Ende abzusehen. Im April 2015 stimmten die Teilnehmer einer außerordentlichen Mitgliederversammlung für den Fortbestand des Vereins und, da der Chor allein nicht mehr singfähig war, für gemeinsame Proben und Auftritte mit dem MGV Concordia Beckingen, wo heute noch sieben Sänger aus Saarfels mitsingen. Schließlich beschloss dann die Mitgliederversammlung im vorigen Jahr jedoch die Auflösung des Vereins - wie nun geschehen - zum Jahresende 2016. Ortsvorsteher Harald Löhfelm, aktives Chormitglied, bedauert das Aus des MGV Sängerkreis: "Es ist schade, dass uns die Leute ausgegangen sind und wir als Chor nicht mehr singfähig waren. Dies ist ein wirklicher Verlust für das Saarfelser Dorf- und Vereinsleben. So ist das eben, wenn hier, wie auch in manchen anderen Chören, der Nachwuchs aus der Jugend fehlt. Wir verlieren mit dem Sängerkreis einen in fast 100 Jahren gewachsenen kulturellen Baustein unseres Dorfes."
Auch an Fritz Quirin, der die letzten beiden Jahre seit der Erkrankung und dem Tod des ersten Vorsitzenden Josef Puhl kommissarisch den Verein geführt hatte, geht das Ende des MGV nicht spurlos vorüber. "Viele unserer Leute sind verstorben, weggezogen und es kamen trotz intensiver Werbung und anderer, modernerer Literatur keine Jugendlichen als Sänger hinzu. Dies ist bedauerlich, denn dadurch waren wir nicht mehr singfähig. Sieben Saarfelser Sänger wechselten daraufhin zum MGV Concordia Beckingen. Unser Vorstand hat in den vergangenen Monaten die nun erfolgte Auflösung abgewickelt."
Stellvertretend für die anderen örtlichen Vereine und Organisationen meinte der im Vereinsleben engagierte Gerfried Lauer: "Der Sängerkreis hat über Jahrzehnte bei örtlichen Anlässen und Festen mitgewirkt. Es bleibt die Hoffnung, dass in einigen Jahren eventuell doch dieser Chor nochmals neu erwacht. Neben dem Kirchenchor und den Bergspatzen haben wir ja seit einigen Jahren die erfolgreiche Frauengesangsgruppe "No Men". Vielleicht entsteht als Gegenpol hierzu und zur Bereicherung des Dorfes aus ehemaligen MGV-Sängern auch noch eine Gruppe "No Women".
Zum Thema:
Auf einen Blick Gründungsmitglieder: Jakob Birk, Matthias Birk, Nikolaus Birk, Karl Conrad, J. Dillschneider, Josef Eck, Peter Fontaine, Johann Jungmann, Karl Jungmann, Peter Jungmann, Ernst Kredteck, Philipp Lorang, Johann Ludwig, Jakob Roth, Johann Scholtes, Ernst Smolka, Paul Stein, Peter Stein , Wilhelm Stein, Philipp Wagner, Philipp Weber und Nikolaus Wolter. Vorsitzende: Nikolaus Wolter, Karl Jungmann, Johann Scholtes, Jakob Roth, Jakob Weber, Helmut Braun, Arthur Litz, Karl Maurer, Edgar Wirth, Josef Amann, Adolf Ackermann, Günter Schröder, Adolf Ackermann, Josef Puhl und zuletzt Fritz Quirin (kommissarisch). Dirigenten : Ernst Kredteck, Josef Kredteck, Heinrich Michler, Peter Stein , Rudi Gaus, H. Schütz, Josef Kredteck, Fred Schnubel, Theo Seiwert, Josef Schmitt, Walter Langenfeld und zuletzt Franz-Josef Johann.

SZ-Mitarbeiter: Norbert Becker



Quelle Text & Bilder:
Saarbrücker Zeitung / Lokalteil Merzig / 08. Januar 2017 / SZ-Mitarbeiter: Norbert Becker
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